Gegenseitige Erwartungen klären

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Ein schwieriges, provokantes Verhalten seitens der Patienten lässt sich teilweise darauf zurückführen, dass sie nicht genau wissen, welches Verhalten von ihnen erwartet wird, oder spüren, dass beim Stationspersonal keine einheitliche Haltung gegenüber diesen Erwartungen existiert. Diese Ambivalenz oder mangelnde Klarheit ist besonders problematisch für Patienten, die:

  • nicht klar denken können
  • durch psychotische Erleben und Sorgen abgelenkt sind
  • sich nur schwer konzentrieren können
  • Schwierigkeiten bei der Interpretation von verbaler und nonverbaler Kommunikation haben
  • mit extremen emotionalen Zuständen oder Launen zu kämpfen haben, was ihre Wahrnehmung und Interpretation der Geschehnisse beeinflusst
  • einen verzerrten Blick von der Welt und anderen Menschen haben, besonders in Bezug auf Autoritätspersonen, was möglicherweise auf vergangenen Erfahrungen oder ihrer Erziehung beruht.

Die Erwartungshaltung gilt in beide Richtungen: Das Personal erwartet ebenso Dinge von den Patienten wie diese vom Personal. Die Klärung dieser Konstellation ermöglicht den Mitarbeitern ein einheitliches und konstantes Verhalten, aus dem die Patienten eindeutig schließen können, welche Verpflichtungen ihnen und welche Verpflichtungen dem Personal zukommen. Das erleichtert die Kommunikation zwischen beiden und sorgt für klare Verhältnisse. Das wiederum hilft den Patienten, die Umstände besser zu verstehen und weniger gereizt und frustriert zu reagieren. Die Verringerung von Stress und Angstauslösern trägt dazu bei, die Symptome zu mildern und den Recoveryprozess des Patienten zu fördern.

Weil Patienten es als kindisch und provozierend empfinden, wenn von „Regeln“ gesprochen wird, sollten alternative Ausdrücke wie Erwartungen, Richtlinien oder Standards gewählt werden.

1. Schritt: Diskutieren Sie bei Teambesprechungen die nachstehende Liste der gegenseitigen Erwartungen durch. Entscheiden Sie, welche davon vom Personal einstimmig akzeptiert werden, was hinzugefügt werden könnte und was - und auf welche Weise - geändert werden sollte. Das Team sollte gemeinsam entscheiden, welche Regeln belanglos oder unnötig sind, wie z. B. Uhrzeiten und Mengenbegrenzung bei der Ausgabe von warmen Getränken an die Patienten. Stellen Sie sich die Frage: Mit welchem Recht sagen wir hier nein?

2. Führen Sie eine gemeinsame Besprechung mit Personal und Patienten durch. Reichen Sie die Liste mit den Vorschlägen herum und erarbeiten Sie zusammen mit den anwesenden Patienten eine Aufstellung der jeweiligen Verpflichtungen von Personal und Patienten sowie deren Stellenwerte. Geben Sie dabei den Patienten die wahren Gründe für diese Erwartungen an, erklären Sie, welche davon vom Träger oder der Klinikleitung aufgestellt wurden und wie sie dagegen Einspruch erheben oder eine Änderung einfordern können. Am Ende der Besprechung sollte man sich auf eine endgültige Liste mit definitiven Inhalten geeinigt und ein Format zum Ausdrucken der Dokumente gewählt haben. Sie können eines der Beispiele benutzen oder abwandeln, die wir Ihnen auf der Safewards Website zur Verfügung stellen.

3. Schritt: Tippen Sie die einvernehmlich erstellte Liste der gegenseitigen Erwartungen ab. Dabei steht es Ihnen frei, ob Sie ein völlig neues Format entwerfen (wir empfehlen die Nutzung von Powerpoint) oder eines der von uns vorgegebenen Muster mit Ihren vom Team und den Patienten Ihrer Station vereinbarten Texten überschreiben.

4. Schritt: Lassen Sie die gedruckte Liste der von Ihnen definierten gegenseitigen Erwartungen als Poster für die Station laminieren. Hängen Sie dieses gut sichtbar in einem Gemeinschaftsraum auf, wo es Patienten und Mitarbeiter immer vor Augen haben. Einige Stationen möchten mehrere Exemplare davon an strategischen Stellen aushängen. Kleinformatige Versionen können in den Patientenzimmern angebracht oder in die Willkommensmappe integriert werden.

5. Schritt: Integrieren Sie das Poster in den Aufnahmeablauf. Gehen Sie den Inhalt mit den neuen Patienten durch, in der ersten Woche vielleicht sogar mehrmals, um sicherzugehen, dass sie alles verstanden haben.

6. Schritt: Beziehen Sie sich auf die aufgeführten Erwartungen, wenn Sie einen Patienten auffordern, ein bestimmtes Verhalten abzulegen, oder ihn um etwas bitten.

7. Schritt:< Ermutigen Sie die Patienten, sich auf diese Erwartungen zu beziehen, wenn sich Mitarbeiter nicht adäquat verhalten

Zusätzlich zu den gelieferten Materialien müssen Sie einen Print Shop ausfindig machen, der die Poster druckt, und dafür sorgen, dass der Träger die Bestellung und Bezahlung übernimmt. Als Alternative können Sie das Geld auch auslegen und es sich vom Träger erstatten lassen. Das sollten Sie aber alles abklären, bevor Sie mit der Umsetzung dieses Maßnahmenplans beginnen. Spätere Verzögerungen durch Organisationsmängel können die Begeisterung für diese Gemeinschaftsaktion dämpfen.

Haben Sie Fragen? Möchten Sie Ihre Erfahrung mit dem Umgang dieser Intervention teilen? Haben Sie neue Ideen oder Verbesserungsvorschläge, wie man es besser machen kann? Bitte hier klicken Sie hier um die Rückmeldungen einzusehen oder Ihre Erfahrungen zu teilen. Das Forum wird in englischer Sprache betrieben, damit ein internationaler Austausch möglich ist.

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pptBeispiel 1

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