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Hier finden Sie Informationen zu weiteren potenziellen Interventionen. Wir empfehlen aber, dass Sie zunächst die zehn grundlegenden Safewards Interventionen umsetzen.

Von denen wissen wir, dass sie funktionieren. Es sind Maßnahmen, für deren Wirksamkeit wir die beste Evidenz haben und von denen wir wissen, dass sie sich problemlos auf Stationen durchführen lassen.

Die weiteren hier aufgeführten Maßnahmen sind nicht so gründlich in Studien getestet, oder es gab bestimmte Komplikationen oder Schwierigkeiten, die Sie für eine reibungslose Anwendung erst überwunden werden mussten.

Auch könnten zusätzliche Mittel erforderlich sein, so dass es gegebenenfalls einer längere Vorausplanung vor deren Einsatz bedarf. Die ersten fünf dieser zusätzlichen Maßnahmen haben wir während der Safewards Pilotstudie ausprobiert.

Unsere daraus resultierenden Erfahrungen wurden jeweils zur Beschreibung hinzugefügt:

Konflikt- und Sicherheitsplan

Hintergrund:

Es gibt im Versorgungsgeschehen auf psychiatrischen Akutstationen eine Vielzahl von Risikoeinschätzungen und pflegerischen Abklärungen.

Sie weichen stark voneinander ab und führen selten zu mehr als nur grundlegenden Vorkehrungen, um den Patienten Sicherheit zu bieten.

Die Durchsicht der wissenschaftlichen Publikationen und unser Modell über wichtige Entstehungsfaktoren von Konflikten und deren Eindämmung lässt einen die Dinge aus einem etwas anderen Blickwinkel betrachten und dürfte dazu beitragen, nachhaltige Pflegepläne für die Sicherheit der Patienten zu entwickeln.

Diese Initiative wirft einige zusätzliche Fragestellungen/Themen auf, die im Rahmen der pflegerischen Abklärung bei der Aufnahme zu beachten sind. Dies wird zur Aufstellung geeigneter Pflegepläne beitragen und die Häufigkeit von Konflikten und Sicherungsmaßnahmen zu reduzieren.

Beschreibung:

Zusätzlich zum pflegerischen Assessment bei der Aufnahme, und nur bei Patienten, die bekanntermaßen Konfliktverhalten auf der Station zeigen, wird ein „C&S-Assessment“ („Konflikt- und Sicherungsabklärung“) ausgefüllt.

Die gesicherten Zusatzinformationen werden genutzt, um dem Pflegeplan einen Aspekt der Reduzierung von Konflikten und Sicherungsmaßnahmen hinzuzufügen.

Bei Patienten, die bei der Aufnahme nicht kooperieren können, wird das „C&S-Assessment“ am dritten oder fünften Tag nach der Aufnahme ausgefüllt.

Die Punkte des "C&S - Assessments“ sollen helfen bei":

(i) dem Erkennen von Auslösern für Konfliktverhalten wie zum Beispiel das Verhalten anderer Patienten, der Pflegefachpersonen, potenziell aufreibende Ereignisse außerhalb der Klinik usw. und (ii) den Vorlieben des Patienten bezüglich der Sicherungsmaßnahmen und welche davon möglichst vermieden werden sollten.

Praxiserfahrung aus dem Pilotprojekt:

Komplexer, als ursprünglich angenommen, nicht restlos durchdacht und erhebliche Schulung erforderlich. Unbeliebt beim Stationsteam, weil mit mehr Schreibarbeit verbunden.

Überlegungen:

Bei dieser Maßnahme wird versucht, verschiedene gängige Ideen mit zusätzlichen Inhalten des Safewards Modell zusammenzubringen.

Erstens:

Festlegung von bevorzugten Sicherungsmaßnahmen im Vorfeld.

Die Schwierigkeit liegt offenbar darin sicherzustellen, dass das gesamte Pflegepersonal diese Vorlieben kennt, so dass sie bei Eintreten der Umstände auch tatsächlich berücksichtigt werden.

Zweitens:

Erstellung von persönlichen Sicherheitsplänen auf der Grundlage von erkannten spezifischen Konfliktauslösern und Anzeichen, dass ein Konflikt unmittelbar bevorsteht.

Es gibt einige sehr unterschiedliche und sehr gute Beispiele dafür, die an verschiedenen Orten eingesetzt werden.

Sauber und ordentlich

Hintergrund:

Unsere Studien haben gezeigt, dass eine gut strukturierte Station effizienter und effektiver ist. Konflikte und mit ihnen Sicherungsmaßnahmen kommen seltener vor.

Zu einem beträchtlichen Teil weist schon die Sauberkeit und Ordnung einer Station darauf hin, wie effizient und effektiv die Pflegefachpersonen arbeiten.

Obwohl eine ordentliche Station nicht im eigentlichen Sinne wichtig ist, sendet sie an jeden Betrachter eine wichtige Botschaft über das dort arbeitende Personal aus.

Diese Initiative zielt darauf ab, dass die Station die Effizienz des dort arbeitenden Teams besser widerspiegelt.

Durch die Einbindung von Patienten betont sie noch die gemeinsame Verantwortung und Gleichberechtigung zwischen Patienten und Pflegefachpersonen. Sie gibt den Patienten eine zu bewältigende kleine Aufgabe, mit der sie andere sinnvoll unterstützen können.

Beschreibung:

Das Pflegepersonal regt regelmäßige „Aufräum“-Zeiten am Ende der Schicht, unmittelbar vor Schichtwechsel, an, zu denen die Station von Pflegepersonen und Patienten (auf eigenen Wunsch und nach Aufforderung) aufgeräumt wird (Müll entsorgen, schmutziges Geschirr in die Küche, Eigentum der Patienten zurück in ihre Zimmer, Freizeitgegenstände in die Schränke, Tische abwischen, Möbel zurechtrücken usw.).

Praxiserfahrung aus dem Pilotprojekt:

Schon an vielen Orten eingeführt. Schwer durchzusetzen an den Orten, die es noch nicht praktizieren.

Wunschbuch für Patienten

Hintergrund:

Es kommt bisweilen zu Konfrontationen zwischen Patienten und Mitarbeitern, weil die Patienten nicht richtig verstehen, wie ihre Anliegen behandelt werden und inwieweit sie schon durch die Mitarbeiter bearbeitet wurden. Das dadurch bedingtes Warten, die Ungewissheit, die Ängste und der Stress können ihre Symptome verschlimmern.

Was dem Stationsteam als eine unbedeutende Kleinigkeit erscheinen mag, kann für den Patienten eine viel größere, wichtigere oder sogar entscheidende Angelegenheit sein.

Das Wunschbuch ist für uns eine Art, wie wir unseren Austausch mit Patienten und untereinander über die vielen Wünsche verändern können, die die Patienten täglich gegenüber Pflegepersonen äußern.

Zusätzlich gehen wir davon aus, dass man Zeit gewinnen kann, wenn die Patienten ihre Wünsche nicht an eine Vielzahl von Pflegepersonen richten oder immer wieder am Stationsbüro erscheinen, um zu sehen, ob es voran geht (beides, weil sie fürchten, dass nichts getan wird).

Beschreibung:

Dreimal am Tag wird das Buch von einer Pflegeperson auf der Station herumgereicht, normalerweise zu Schichtbeginn. Die Patienten werden gefragt, ob sie irgendetwas brauchen oder ob das Personal etwas für sie tun kann. Ihre Wünsche werden im Buch protokolliert, und das Buch wird an einem für die Patienten zugänglichen Ort ausgelegt.

Von da an notieren die Pflegepersonen alle Schritte, die sie zur Bearbeitung des Patientenanliegens unternehmen, und versuchen, innerhalb des vereinbarten Zeitrahmens zu einer zufriedenstellenden Lösung zu kommen.

Gewisse Verzögerungen sind einzukalkulieren, wenn mit den Patienten vereinbart wird, wie lange es voraussichtlich dauert, bis auf ihr Problem eingegangen wird.

Die Patienten können in dem Buch nachsehen, was bereits getan wurde.

Wenn der Wunsch innerhalb des Zeitrahmens nicht bearbeitet werden kann, sollte die schichtleitende Pflegekraft dem Patienten eine Erklärung geben.

Vertraulichkeit:

Weil das Buch allen Patienten zugänglich ist, sollten die Pflegepersonen vor Eintragen des Anliegens überprüfen, ob es dem Patienten recht ist, wenn es in dem Buch aufgeführt wird. Sollte dies nicht der Fall sein, ist ihr Anliegen über die üblichen Bearbeitungswege der Station abzuwickeln.

Die Privatsphäre von Patienten kann berücksichtigt werden, indem man die Anliegen in diskreter Ausdrucksweise ins Wunschbuch einträgt.

Der Wunsch nach einem Gespräch unter vier Augen über eine angeordnete Zwangseinweisung kann beispielsweise als Diskussion über „rechtliche Angelegenheiten“ verschlüsselt werden, genauso lässt sich eine Bitte um Damenbinden als „Körperpflegeartikel“ notieren.

Praxiserfahrung aus dem Pilotprojekt:

Komplexer, als ursprünglich angenommen (zu viele einzutragende Wünsche über den Tag, Buch wurde für andere Zwecke genutzt, wenn es auf der Station auslag), vom Personal abgelehnt und untergraben.

Überlegungen:

Der Widerstand vom Personal könnte verschiedene Ursachen gehabt haben.

Erstens, um sich nicht zu viele Wünsche anhören oder sich in Diskussionen über irrationale Anliegen einlassen zu müssen, damit die Arbeitsbelastung im Rahmen bleibt.

Zweitens, um strittige emotionale Wünsche zu vermeiden, die nicht erfüllt werden können, wie z.B. „Ich möchte entlassen werden“, und damit das Risiko zu umgehen, einen Konflikt auszulösen.

Wenn man diese Maßnahme dahingehend anpassen würde, dass solche Problemsituationen berücksichtigt werden, könnte sie erfolgreicher sein.

Kompetenzmultiplikatoren und Ansporn durch gegenseitige Unterstützung

Hintergrund:

In der Hektik auf psychiatrischen Stationen fällt es uns manchmal schwer, unsere Fähigkeiten zu entwickeln und auszuweiten. Entweder lernen wir durch Versuch und Irrtum (und vielleicht das Falsche) oder wir bleiben auf einem gewissen Niveau stecken und lernen für lange Zeit nichts dazu. Doch in der psychiatrischen Pflege können wir immer noch etwas optimieren oder besser machen, egal wie viele Jahre Erfahrung wir haben.

Es gibt zwei wichtige Arten, dazuzulernen. Erstens, sich bewusst zu machen, was wir gut und richtig machen (so dass wir es öfter anwenden), und zweitens voneinander zu lernen und Vorschläge anzunehmen (so dass wir Neues ausprobieren oder Altes in etwas anderer Art und aus einer etwas anderen Sichtweise wiederholen).

Diese Maßnahme soll Ihnen helfen, sich gegenseitig zu Fortschritten im Verständnis, im Wissen, bei Fähigkeiten und Herangehensweisen zu verhelfen. Dabei geht es in erster Linie um die Arbeit mit Patienten, doch auch darum, wie wir miteinander arbeiten. Perfektion ist in der pflegerischen Praxis der Psychiatrie ein nicht zu erreichendes Ziel. Trotzdem sollten wir alle ständig danach streben.

Beschreibung:

Für einen definierten Zeitraum von vier Wochen wird jede diensthabende Pflegeperson während einer Schicht etwas sagen, was die Kompetenz erhöht (Vorschläge, hilfreiche Optionen, alternative Herangehensweisen, was in der Vergangenheit funktioniert hat, neue und bekannte psychologische Erkenntnisse usw.), und etwas, das für jede diensthabende Pflegeperson eine Unterstützung darstellt (Lob für gut Gemachtes, Anerkennung persönlicher Fähigkeiten, Mitgefühl für erlebte und erlittene Schwierigkeiten usw.).

Diese Aussagen sollten möglichst aufrichtig und nicht stereotyp klingen, weil das sinnlos wäre und die Effizienz der Intervention für Sie selbst und die anderen untergraben würde. Beobachten Sie also Ihre Kollegen während der Schicht und greifen Sie etwas auf, das Sie wirklich sehen. Formulieren Sie das Lob mit eigenen Worten auf eine Art, die zu Ihrer Persönlichkeit und Ihrer Beziehung zu der anderen Person passt.

Wenn Sie Empfänger einer solchen Ermutigung sind, denken Sie daran, sich dafür zu bedanken. Nehmen Sie dieses Lob ohne innere Ablehnung an und machen Sie es nicht zunichte , indem Sie es gegen irgendwelche Unzulänglichkeiten aufwiegen, die Sie sich selbst zuschreiben. Gleichzeitig sollten Sie bei Ihren Vorschlägen darauf achten, sie positiv und bescheiden vorzubringen, da sie sonst als Kritik ausgelegt werden könnten.

Tasten Sie sich vor, reden Sie über Ihre eigenen Erfahrungen und bieten Sie sie als etwas an, das dem anderen vielleicht weiterhelfen könnte.

Interpretationen von Patientenverhalten sollten immer mit „möglicherweise“, „vielleicht“ und „eventuell“ eingeleitet werden. Lassen Sie den anderen wissen, dass Sie mit Ihrem Vorschlag auch falsch liegen könnten. Dafür gibt es unterschiedliche Wendungen: „Vielleicht klappt es ja nicht, aber...“ oder „damit könnte ich total falsch liegen, aber....

Wenn solche Vorschläge an Sie herangetragen werden, sollten auch Sie sie in diesem Sinne entgegennehmen, auch wenn sie vielleicht ungeschickt, umständlich oder schlecht ausgedrückt wurden.

Seien Sie offen für Vorschläge von jedem, egal welche Rolle oder Position derjenige hat.

Machen Sie sich klar, dass jeder unabhängig vom Ausbildungsstand zwischenmenschliche Fähigkeiten hat und Beobachtungen macht, die er weitergeben sollte, weil sie dem Empfänger helfen könnten. Gehen Sie davon aus, dass wir alle sehr viel voneinander lernen können.

Praxiserfahrung aus dem Pilotprojekt:

Das Personal mochte die Idee nicht und setzte sie nicht um.

Überlegungen:

Diese Initiative könnte das Potenzial haben, ein Team wirklich von Grund auf zu verändern, sogar das gesamte fachübergreifende Team, wenn dessen Mitglieder nur den Mut haben, sich darauf einzulassen und alles auf diese Karte zu setzen!

Nachbesprechung mit dem Patienten

Hintergrund:

Gelegentlich muss das Personal auf akutpsychiatrischen Stationen energisch werden, um Sicherheit für Patienten oder andere zu gewähren. Obwohl dies möglichst vermieden wird, ist es manchmal notwendig, Patienten mit Körpereinsatz zu begrenzen, Zwangsmedikationen durchzuführen, sie zu isolieren oder sie in eine Intensivbetreuung zu überführen. Solche Vorfälle können sehr traumatisch sein, vor allem für die betroffenen Patienten, aber auch für die Pflegepersonen. Es wird oft empfohlen, einen solchen Vorfall später mit dem Patienten durchzusprechen, was, wie unsere Studien ergaben, leider nur selten geschieht. Direkt nach dem Vorfall ist kein guter Zeitpunkt für eine Nachbesprechung, da sich der Konflikt wieder entzünden könnte oder der Patient sediert, nicht ansprechbar oder zu verstört ist und Symptome ihn einschränken.

Am nächsten Tag arbeitet eine andere Schicht auf der Station. Jeder kümmert sich um das, was gerade anliegt: die Aufnahmen des Tages, Herausforderungen, die sich in dieser Schicht ergeben. Deshalb gerät der Vorfall weitgehend in Vergessenheit, weil das Leben auf der Station einfach weitergeht. Der Patient bekommt keine echte Chance, unter Anleitung aus dem zu lernen, was passiert ist. Und die Pflegepersonen erhalten keine Gelegenheit, etwas aus dem Standpunkt des Patienten zu lernen.

Mit dieser Maßnahme sollen machbare Abläufe dafür gefunden werden, wie Nachbesprechungen stattfinden können und wie der Lernvorgang aktiviert und stabilisiert werden kann. Die Erwartung ist, dass durch das Gelernte eine Wiederholung unwahrscheinlicher wird und beim Personal und bei den Patienten neue Fähigkeiten und Kenntnisse generiert werden.

Beschreibung:

Am Tag nach jeder signifikanten Sicherungsmaßnahme auf der Station (vor allem Fixierung, IM-Zwangsmedikation, Isolierung oder Verlegung in eine psychiatrische Intensivstation oder Nutzung eines Intensiv- oder Sonderpflegebereichs oder Entsprechendes) hat die schichtleitende Pflegefachperson nach der Durchsicht der Pflegedokumentation an den betroffenen Patienten heranzutreten:

(i) Entschuldigung. Erklären Sie, dass es den Pflegepersonen leidtut, dass es soweit kommen musste, aber dass sie die Aufgabe haben, die Sicherheit aller zu gewährleisten.

(ii) Fragen Sie, wie der Patient die Situation wahrgenommen hat und was passiert ist, und erbitten Sie Vorschläge, wie solche Vorfälle in Zukunft vermieden werden können.

Die Ergebnisse dieses Gesprächs müssen im Pflegebericht eingetragen und bei der Übergabe besprochen werden.

Wenn der betreffende Patient auf eine Intensivstation innerhalb der Einrichtung verlegt wurde, sollte die schichtleitende Pflegefachperson ihn dort besuchen und die Nachbesprechung durchführen.

In der Schicht, in der sich der Vorfall ereignet hat, haben die Pflegepersonen für den nächsten Tag in den Terminplan oder das Aufgabenheft der Station einzutragen, dass eine Nachbesprechung mit dem Patienten durchzuführen ist.

Dadurch wissen die eintreffenden Pflegepersonen, dass die Nachbesprechung für diesen Tag vorgesehen ist, und können sie nach Erledigung abhaken.

Praxiserfahrung aus dem Pilotprojekt:

Verwechslung mit der regelmäßigen Nachbesprechung, die zentrale Idee (Entschuldigung beim Patienten) ist komplexer und wird unter manchen Umständen möglicherweise zu Recht abgelehnt.

Selbstbestimmte Medikation

Hintergrund:

Es kann viele Gründe für eine Verweigerung der Medikation geben.

Einer davon ist der Druck und die als Zwang empfundene Medikamenteneinnahme sowie das damit einhergehende Gefühl von Fremdbestimmung und Demütigung.

Wir können die Patienten zwar die Medikamente und ihre Dosierung nicht so frei wählen lassen, wie sie dies gerne möchten.

Doch es ist möglich, ihre Entscheidungsfreiheit im Moment der Einnahme von Medikamenten auf andere Art zu vergrößern, was ihren Widerstand verringern könnte.

Beschreibung:

Die Entscheidungsmöglichkeiten der Patienten bezüglich ihrer Medikation sind bei denjenigen zu erweitern, die ihre Medikamente nur widerwillig einnehmen.

Diesen Patienten können folgende Auswahlmöglichkeiten gegeben werden:

  1. wann die Medikamente genommen werden (als Erster oder Letzter bei der Medikamentenausgabe);
  2. mit welchem Getränk sie diese einnehmen wollen (die Station bietet eine Reihe von Alternativen an, die vorher vom Chefapotheker der Einrichtung als geeignet befunden wurden). Dies gilt nur für Patienten mit einer psychiatrischen Medikation. Einige Getränke können Wechselwirkungen mit Wirkstoffen gegen körperliche Beschwerden haben. Diese Medikamente sollten idealerweise mit Wasser eingenommen werden.
  3. In welchem Gefäß das Getränk angeboten wird (die Station bietet eine Reihe von Alternativen an, zusätzlich zu den auf der Station vorrätigen Kalt- und Warmgetränken).
  4. Eine Auswahl an Süßigkeiten/Snacks wird nach der Einnahme angeboten, um den Nachgeschmack loszuwerden (die Station bietet eine Reihe von Alternativen an);
  5. Wo sie die Medikamente einnehmen (im Behandlungsraum, in ihrem Zimmer, draußen im Hof, in der Küche – jegliche Örtlichkeit auf der Station);
  6. Verweisung an den Apotheker für ein Gespräch / eine Informationen;
  7. Verweisung an das Ärzteteam zur Verschreibung alternativer Darreichungsformen (Tabletten, Tropfen, Brausetablette, Direktgranulat) oder Alternativen bei den Einnahmezeiten (morgens statt mittags statt abends).

Praxiserfahrung aus dem Pilotprojekt:

Bei der Versorgung der Stationen mit Getränken und Süßigkeiten gab es logistische Schwierigkeiten für die Studienleiter. Außerdem war es schwer für die Mitarbeiter, die Getränke/Süßigkeiten nur denen anzubieten, die bei der Einnahme Schwierigkeiten machten. Darüber hinaus konsumierten bedauerlicherweise auf einigen Stationen die Mitarbeiter die Getränke.

Die nachstehenden Maßnahmen stammen aus unserer ursprünglichen engeren Wahl. Sie wurden aber vom Safewards Team aus Pflegefachpersonen, Patienten und der professionellen Expertengruppe nicht ausgewählt. Wenn Sie diese umsetzen möchten, erfordert dies mehr Überlegungen, Anpassungen und Vorbereitungen:

Das Wichtigste zuerst

Hintergrund:

Patienten, die sich umsorgt und geschätzt fühlen, arbeiten voraussichtlich besser mit dem Personal zusammen. Schon mit Kleinigkeiten können wir ihnen aber ungewollt eine gegenteilige Botschaft vermitteln. Zum Beispiel , wenn wir zu Schichtbeginn auf der Station zuerst unsere Teamkollegen begrüßen und mit ihnen sprechen und dabei den Patienten keinerlei Beachtung schenken. Darüber hinaus führen wir oft den überwiegenden Teil der Gespräche mit Patienten aus einer Notwendigkeit heraus und nicht aus freier Entscheidung. Und oft geht es um negativ empfundene Dinge.

„Bitte tun Sie das nicht“, „kommen Sie bitte mit zum Arzt“, „Frühstückszeit“ usw. Also viele Befehle und Anweisungen verglichen mit den sehr kurzen Zeiten, wo wir uns mit den Patienten hinsetzen können und wirklich plaudern.

Diese Maßnahme ist leicht durchzuführen, nämlich die Schicht mit einer positiven Botschaft von allen Pflegepersonen an die Patienten zu beginnen.

Beschreibung:

Jedes Teammitglied (außer wer zu spät kommt), das die Station zum ersten Mal am Tag betritt, geht erst durch die öffentlichen Bereiche der Station und:

1. begrüßt jeden der sich dort aufhaltenden wachen Patienten mit Namen;

2. sagt Hallo zu jedem neuen Patienten, stellt sich vor und heißt ihn willkommen; und

3. macht jedem Patienten ein persönliches Kompliment oder teilt ihm eine private Neuigkeit mit oder bietet ihm an, später in der Schicht mit ihm einen Plausch zu halten oder anderweitig Zeit mit ihm zu verbringen.

All das, bevor man das Stationsbüro betritt oder andere Teammitglieder aufsucht, um sie zu begrüßen und Neuigkeiten mit ihnen auszutauschen. Besondere Sorgfalt ist darauf zu verwenden, dass weniger beliebte, stillere und schwierigere Patienten gleichberechtigt in dieses Ritual einbezogen werden und dass es authentisch und herzlich geschieht. Zusätzlich muss darauf geachtet werden, dass Komplimente sozial angemessen für das Geschlechter- und Altersverhältnis ist. Ältere Menschen missdeuten Komplimente eher als Bevormundung, während das jeweils andere Geschlecht sie als Flirt fehlinterpretieren könnte.

Es ist möglich, Patienten in einer Gruppe zu begrüßen und nur an einzelne von ihnen persönliche Worte zu richten, wobei man die reservierten und zurückgezogenen bzw. schwierigsten/gemiedenen bevorzugt ansprechen sollte.

Es ist sicherzustellen, dass man niemanden stört, der gerade schläft.

Zunächst wird es Ihnen vielleicht unecht oder gezwungen vorkommen. Ihre Aufgabe ist es, es wahr klingen - und werden - zu lassen. Passen Sie die Maßnahme an sich und Ihren persönlichen Stil an. Sie meinen vielleicht, es würde viel Zeit benötigen, doch unsere Erfahrung zeigt, dass es in ein paar Minuten erledigt ist.

Rundgang

Hintergrund:

Es ist nicht immer einfach, kranke Patienten spüren zu lassen, wie intensiv und aufrichtig wir um ihr Wohlbefinden besorgt sind und wie groß unser Interesse daran ist, dass sie mit ihrer Erfahrung als Patient zufrieden, glücklich und entspannt sind.

Um dies den Patienten besser zu kommunizieren, stellt diese Initiative sicher, dass sie in aller Form, regelmäßig, wiederholt und durch eine verantwortliche Pflegefachperson danach gefragt werden, ob alles in Ordnung ist oder man noch etwas für sie tun kann.

Außerdem bietet diese Maßnahme eine gute Gelegenheit abzuschätzen, wie wohl sich der Patient fühlt.

Beschreibung:

Zu einem geeigneten Zeitpunkt in jeder Schicht (einschließlich Nachtschicht) geht die schichtleitende Pflegefachperson durch die Station und stellt jedem Patienten die drei B-Fragen:

BEHAGEN: Sind Sie zufrieden mit allem auf der Station?

BESCHÜTZT SEIN: Fühlen Sie sich sicher?

BEMÜHEN: Können wir noch irgendetwas für Sie tun?

Zur guten fachlichen Praxis gehört es, die Gelegenheit zu nutzen, den Patienten zu beobachten und einzuschätzen; gefolgt von den entsprechenden Interventionen.

Präsente als Zeichen der Wertschätzung

Hintergrund:

Patienten, die zu uns auf die Station kommen, haben oft nur mangelhafte soziale Netzwerke, wenige Freunde und wenig Kontakt zu Angehörigen. Dadurch und bedingt durch das Stigma, als psychisch krank zu gelten, ist das Selbstwertgefühl gering, was zu Spannungen und Reizbarkeit führen kann. Das wiederum erhöht die Wahrscheinlichkeit, dass auf der Station ein schwieriges Verhalten gezeigt wird. Zu allem Überfluss fällt es uns schwer, Patienten mit schwierigem Verhalten zu mögen. Ihr Benehmen versperrt uns oft den Blick auf ihre positiven Eigenschaften, und unsere negativen Reaktionen darauf machen störendes Verhalten nur noch wahrscheinlicher, anstatt es abzubauen.

Wenn wir dagegen Patienten positiv wertschätzen, baut das ihr Selbstwertgefühl auf und hilft uns, eine produktivere Beziehung zu ihnen aufzubauen. Mit dieser Initiative soll dem Stationsteam geholfen werden, sich auf positive Eigenschaften und Stärken des Patienten zu konzentrieren und diese Wertschätzung in Form eines kleinen Geschenkes auszudrücken.

Beschreibung:

Die Station erhält eine Box mit kleinen Geschenken für Patienten (kleine Süßigkeiten [normal und für Diabetiker], Dekorationsgegenstände, Seifen und Parfums usw.) mit Karten (einschließlich Geburtstagskarten) und Geschenkpapier.

Alle diese Geschenke wurden von Pflegefachpersonen auf Sicherheit und Eignung überprüft.

Jedem neuen Patienten wird innerhalb einer Woche ein hübsch eingepacktes Geschenk mit einer Karte von einem Stationsmitarbeiter übergeben. Dieses Geschenk sollte so ausgesucht werden, dass es genau diesem Patienten gefallen könnte. Dazu muss mit einbezogen werden, was man schon über diese Person in Erfahrung gebracht hat.

Wenn möglich sollte dieses Geschenkt von der für den Patienten zuständigen Pflegefachperson übergeben werden oder von der Person, die die beste Beziehung zu dem Patienten hat. Dem Geschenk sollte eine Karte beiliegen, die von allen verfügbaren Pflegepersonen unterzeichnet ist.

Die Karte sollte mindestens einen handgeschriebenen Gruß enthalten, in dem steht, was die Mitarbeiter an dem betreffenden Patienten mögen, bewundern und wertschätzen.

Diese Botschaft kann bei der Übergabe des Geschenks mündlich wiederholt werden.

Die Patienten sollten ein zusätzliches Geschenk erhalten, wenn sie Geburtstag haben, soweit dieser in den Klinikaufenthalt fällt.

Auch Geburtstagskarten sind in der Box mit allen notwendigen Utensilien für diese Initiative enthalten.

Das Ein- und Austragsbuch

Hintergrund:

Unsere Patienteninterviews in vielen Studien ergaben, dass Patienten nicht immer klare Vorstellungen von den Regeln haben, die das Verlassen der Station betreffen. Vielleicht hat man ihnen diese Bestimmungen nie mitgeteilt oder erklärt, weil vorausgesetzt wurde, dass alle Bescheid wissen oder dass Patienten sich untereinander informieren.

Werden die Regeln bei der Aufnahme erklärt, sind Patienten manchmal nicht in der Lage, sie voll zu erfassen. Oft müssen Menschen die Informationen wiederholt hören, bevor sie sie gelernt und verinnerlicht haben. Es kann auch sein, dass die Mitarbeiter nicht so genau wissen, wer die Station verlassen darf, zu welchen Bedingungen, wie lange, mit welchem Ziel. Oder sie sind nicht informiert, wer keinen Ausgang hat.

Solche Unklarheiten und Unsicherheiten übertragen sich leicht auf die Patienten, wenn wir ihre Fragen beantworten. Dadurch kann es kommen, dass Patienten ungewollt mit dem Personal in Konflikt geraten.

Ein Buch, in dem Patienten beim Ausgang ein- und ausgetragen werden, sorgt für Klarheit und bringt eine Art Verabschiedungsritual mit sich, bei dem Pflegefachpersonen die Regeln ansprechen und Patienten angeben können, wann sie voraussichtlich zurückkommen. Wenn es ein solches Buch gibt, ist es auch viel klarer, dass man die Station nicht einfach so verlassen darf.

Beschreibung:

Ein dickes Heft und ein Stift liegen an einem strategisch günstigen Platz auf der Station aus, entweder dicht am Eingang oder in der Nähe des Stationsbüros. Alle, die die Station betreten oder verlassen (alle Mitarbeiter und Patienten, ausgenommen Lieferanten), müssen sich jederzeit ein- oder austragen, wobei jeden Tag eine neue Seite benutzt wird.

Patienten werden beim Verlassen der Station gebeten, ihren Ausgang von einer Pflegefachperson gegenzeichnen zu lassen. Erinnern Sie den Patienten beim Verlassen der Station daran, sich auszutragen und an den Zeitpunkt, zu dem er zurückerwartet wird.

Plan für Menschen mit paranoiden Störungen

Hintergrund:

Während einige Aggressionen der Patienten leicht verständlich sind, z. B. ausgelöst durch Ärger über die ihnen auferlegten Einschränkungen, erklären sich andere nicht so einfach. Manchmal scheinen tätliche Angriffe völlig grundlos und unberechenbar zu sein.

Wie Forschungen ergaben, sind Verfolgungswahn und Verdächtigungen bei Patienten wichtige Faktoren. Viele Patienten trauen den Mitarbeitern nicht. Sie verstehen nicht, warum sie in die Klinik eingewiesen wurden, und fühlen sich vielleicht ungerecht behandelt. Das unbekannte Umfeld und die fremden Personen wirken verwirrend auf sie und können leicht Wahnvorstellungen auslösen. Unabhängig von ihrer diagnostischen Vorgeschichte können sie die neue Umgebung als gefährlich einstufen und Mitarbeiter und Mitpatienten als potenzielle Feinde empfinden. Diese Ängste lassen sich oft auf schlechte Erfahrungen in der Kindheit zurückführen. Wenn bei ihnen tatsächlich eine paranoide Störung vorliegt, hören sie möglicherweise Stimmen, die ihnen sagen, dass von den Menschen um sie herum eine Gefahr ausgeht, oder sie fühlen sich durch ihre Wahnvorstellungen körperlich bedroht. Das Stationsumfeld ist für Menschen mit paranoiden Störungen und Verfolgungswahn nur schwer zu verarbeiten, auch weil sie einige ihrer normalen Bewältigungsmechanismen hier nicht anwenden können.

Eine der häufigsten Schutzreaktionen ist das Zuhausebleiben, das Fernhalten von anderen Menschen und belebten Orten (Geschäften, Lokalen, öffentlichen Verkehrsmitteln) und das Meiden von beengten Räumlichkeiten.

Diese Strategien sind auf der Station nicht immer möglich, obwohl wir den betroffenen Patienten durchaus erlauben dürfen, sich zurückzuziehen oder alleine zu essen.

Und wir können zwei weitere Bewältigungsmechanismen fördern: Freundschaften schließen und um Hilfe/Schutz bitten. Es ist wichtig, darauf vorbereitet zu sein, dass Patienten unerwartet und extrem aggressiv reagieren können, weil sie sich bedroht fühlen und nicht verstehen, dass hier alle nur ihr Bestes wollen. Für solche ängstlichen, misstrauischen Patienten ist eine Flucht in die Aggressivität eine Schutzreaktion, um mögliche Angreifer einzuschüchtern. Diese Maßnahme soll den Mitarbeitern zeigen, wie sie solche Situationen in den Griff bekommen und tätliche Angriffe vermeiden können.

Beschreibung:

Verhaltenstipps für den Umgang mit Menschen paranoiden oder potenziell paranoiden Störungen:

ABSTAND: Treten Sie dem Patienten nie plötzlich körperlich zu nahe.

SICHTBARKEIT: Unterhalten Sie sich möglichst nie mit anderen hinter dem Rücken des Patienten oder an einem anderen Ort, wo er Sie nicht sehen kann.

NICHT ANSEHEN: Starren Sie den Patienten nicht an und schauen Sie nicht aus der Ferne in seine Richtung.

ERKLÄRUNGEN: Erklären Sie betroffenen Patienten besonders ausführlich, was gerade stattfindet und worüber die anderen reden.

Wie nähert man sich einem Menschen mit paranoiden oder potenziell paranoiden Störungen an:

GRÜSSEN: Begrüßen Sie den Patienten schon von weitem.

ORIENTIERUNG: Erklären Sie Ort und Person.

Stellen Sie sich vor und erklären Sie Ihre Rolle (auch wenn Sie denken, dass der Patient dies bereits weiß). Erinnern Sie den Patienten daran, dass er sich in einer psychiatrischen Klinik befindet. Geben Sie den Namen der Station und der Klinik an und eventuell die Dauer seines bisherigen Aufenthalts.

BEGRÜNDUNG: Erklären Sie ihm, worüber Sie mit ihm reden wollen und aus welchem Grund.

WIEDERHOLUNG: Wiederholen Sie die Fakten, bis Sie sicher sind, dass der Patient sie einigermaßen verstanden hat.

ERLAUBNIS: Bitten Sie um Erlaubnis, sich dem Patienten nähern zu dürfen, und warten Sie sein Einverständnis ab.

Erfolgt keine Einwilligung, bleiben Sie auf Abstand und führen das Gespräch aus einer für den Patienten nicht bedrohlich wirkenden Entfernung.

Dieses Prinzip gilt auch bei anderen Situationen.

Beispielsweise sollte man nicht ohne Vorwarnung plötzlich in den Raum treten, besonders nicht in private Räumlichkeiten wie das Schlafzimmer des Patienten. Mitarbeiter sollten eine besondere Aufmerksamkeit dafür entwickeln, dass solche Patienten paranoid auf einfache Alltagssituationen reagieren könnten, um übertriebenen Reaktionen vorzubeugen.

Auch Aggressionen unter Patienten können durch paranoide Fehlinterpretationen ausgelöst werden. Deshalb muss das Personal als Vorbild dafür dienen, wie man mit sensiblen Patienten umgeht. Während viele Patienten dem Beispiel der Mitarbeiter problemlos folgen, müssen andere erst direkt darauf aufmerksam gemacht und entsprechend angewiesen werden. Paranoide Patienten werden oft von Mitpatienten gemieden, was aber in der Enge der Station nicht immer möglich ist.

Information / Botschaften bei der Aufnahme

Hintergrund:

Die Station wirkt auf manche Patienten stark verwirrend.

Eine Einweisung kann die verschiedensten Gründe haben, und die Patienten sind je nach psychiatrischer Diagnose mehr oder weniger in der Lage, ihre Situation klar zu erfassen.

Wenn sie zum ersten Mal eingewiesen werden, wissen sie meist gar nicht, was sie erwartet. Wiederholt aufgenommene Patienten haben zwar klarere Vorstellungen, doch möglicherweise falsche oder nur teilweise korrekte Auffassungen von der Station und deren Funktionsweise.

Diese Initiative zielt darauf ab, einige dieser Punkte klarzustellen und die Patienten bei ihrer Ankunft mit den wichtigsten Informationen zu versorgen. Wenn diese Botschaften gleich zuerst und direkt kommen, intensiviert sich ihre Bedeutung und ihr Einfluss auf spätere Wahrnehmungen und Reaktionen. Sie sind so formuliert, dass sie gegenseitigen Respekt und gegenseitige Unterstützung fördern sollen, sowohl zwischen Patienten, als auch zwischen Mitarbeitern und Patienten. Es gilt, eine Stationsgemeinschaft zu schaffen, in der jeder jedem zur Seite steht und ein positives Miteinander herrscht.

In einem harmonischen Ambiente treten wesentlich seltener Konflikte auf.

Beschreibung:

Der die Aufnahme durchführende Mitarbeiter gibt in seinen eigenen Worten folgende Botschaften an den neuen Patienten weiter:

ZWECK: Erklärung der Aufgabe einer solchen Station (Sicherheit für alle, Behandlung psychischer Erkrankungen, Hilfestellung, medizinische Versorgung, Unterstützung im Alltag).

PARTNERSCHAFT: Das Personal ist dazu da, dem Patienten zu helfen und ihn zu unterstützen, benötigt dazu aber auch die Mitarbeit des Patienten.

BEOBACHTUNG: Jeder muss auf jeden aufpassen, damit alle in Sicherheit sind und niemand zu Schaden kommt.

GEGENSEITIGE UNTERSTÜTZUNG: Jeder unterstützt jeden und hilft mit, damit alle genesen und bald nach Hause können.

ERWARTUNGEN: Mobbing, Missbrauch, Drogen- und Alkoholkonsum und Diebstahl werden nicht geduldet, weil sich dadurch das Krankheitsbild der Patienten verschlimmern kann und ein schlechtes Stationsklima entsteht (wenn die Station über ein Poster zum Thema „Gegenseitige Erwartungen“ verfügt, sollte das dem neuen Patienten gezeigt und erklärt werden).

VERFÜGBARKEIT: Wenden Sie sich an einen Mitarbeiter, wenn Sie aus irgendeinem Grund Angst haben oder verunsichert sind oder wenn Sie oder jemand anders dringend Hilfe benötigen. Sollten Sie etwas brauchen und können keine Pflegeperson finden, klopfen Sie bitte an die Tür zum Büro. Denken Sie aber auch daran, dass es manchmal ziemlich hektisch zugehen kann und die Pflegepersonen zum Zeitpunkt der Übergabe meist nicht verfügbar sind.

Die Umgebung im Blick haben

Hintergrund:

Eine der Hauptaufgabe der Mitarbeiter ist die Sicherheit aller Anwesenden auf der Station. Dazu gehört, vor allen Dingen zu verhindern, dass Patienten sich selbst verletzen oder gar Suizidversuche unternehmen.

Studien haben ergeben, dass sich solche Vorfälle meistens in privaten Bereichen (Schlafzimmer, Bäder, Toiletten...) und am späten Nachmittag oder abends ereignen.

 

Mit dieser Maßnahme wird die  Überprüfung dieser Zonen verstärkt, damit Patienten rechtzeitig gefunden werden können oder ihr Vorhaben möglichst schon aufgeben, weil sie wissen, dass wahrscheinlich bald jemand vorbeikommt.

Gleichzeitig fördert diese Maßnahme die Verfügbarkeit der Mitarbeiter für den Patienten, vermittelt allen ein Gefühl von Sicherheit und schafft eine Gelegenheit für einen kurzen Austausch zwischen Mitarbeitern und Patienten.

 

Beschreibung:

Während der Schicht muss jeder Pflegende alle Schlafzimmer, Bäder und Toiletten zweimal an zufälligen Zeitpunkten überprüfen.

Mitarbeiter, die nicht an der Übergabe teilnehmen, müssen während dieser Zeit einen solchen Überprüfungsrundgang durchführen. Auch die Nachtschicht muss zwei Sicherheitsrunden zu zufälligen Zeiten übernehmen, und zwar vor Mitternacht oder bevor die regelmäßige Überprüfung der Patienten während des Schlafes beginnt.

Mentoren-System

Hintergrund:

Es gibt Situationen, in denen Mitarbeiter akutpsychiatrischer Stationen auf Zwangsmaßnahmen zurückgreifen müssen, um die allgemeine Sicherheit zu gewährleisten. Auch wenn man es möglichst zu vermeiden sucht, kommt es vor, dass Patienten unter Eins-zu-eins-Überwachung gestellt, fixiert, gegen ihren Willen mit Medikamenten ruhig gestellt, isoliert oder in eine Intensivstation verlegt werden müssen.

 

Ein solches Vorgehen kann traumatisch sein, in erster Linie natürlich für den betroffenen Patienten, aber auch für die Mitarbeiter. Und weil keiner von uns diese Zwangsmaßnahmen gerne anwendet, neigen wir dazu, sie nicht so intensiv zu durchdenken, wie es eigentlich nötig wäre. Es gab viele Studien, bei denen Patienten im Anschluss an solche Maßnahmen befragt wurden, weshalb wir eine Menge über ihre Gefühle während der Überwachung, Isolierung oder Ähnlichem wissen. Diese Gefühlsäußerungen geben uns Hinweise darauf, wie sich solche Arten von Begrenzung auf eine akzeptablere und respektvollere Weise ausführen lassen.

 

Hier einige Umsetzungsmöglichkeiten im Detail.

Beschreibung einer respektvollen Begrenzung:

 

Eins-zu-eins-Überwachung:

Die Patienten zeigten gemischte Gefühle. Die ständige Beobachtung irritierte sie, sie fühlten sich bestraft, wie Gefangene, ihrer Privatsphäre enthoben, isoliert, erniedrigt, genötigt. Andererseits hatten sie aber auch das Gefühl, in Sicherheit, verstanden, akzeptiert zu sein, was ihre Angst und ihre Suizidgedanken verringerte.

 

Was tun für möglichst wenige negative Reaktionen:

Verhalten Sie sich höflich, respektvoll und persönlich.

Geben Sie Ihnen Wahlmöglichkeiten: Was würden sie gerne während der Eins-zu-eins-Betreuung tun, möchten sie bei einer gemeinsamen Tätigkeit helfen (Bett machen, Zimmer aufräumen, Wäsche waschen ...) oder anderen helfen (beim Reinigen der Station, abwaschen, die Küche sauber machen, an Gruppen teilnehmen, mit anderen Patienten plaudern, mit ihnen ein Spiel spielen ...), wo soll die Pflegefachperson während der Betreuung sitzen (rechts oder links?), soll der Mitarbeiter ruhig sein oder sich mit dem Patienten unterhalten, usw.  Erklären Sie, dass es sich bei der Intensivbetreuung nicht um eine Bestrafung, sondern eine reine Schutzmaßnahme handelt. Informieren Sie den Patienten darüber, für wie lange die Überwachung angesetzt ist und wer über eine Aufhebung zu bestimmen hat.

 

Was tun, um positive Reaktionen zu fördern:

Führen Sie die Intensivbetreuung sorgfältig und konsequent durch. Das beruhigt den Patienten und trägt zum Abbau von Ängsten bei. Bieten Sie Gelegenheit für ein Gespräch unter vier Augen, bei dem der Patient Dinge ansprechen kann, die ihn stören.

 

Fixierung:

Die Patienten sind in ein Gefühlsmix aus Wut, Angst und Panik verstrickt. Die Fixierung kann Erinnerungen an frühere Momente der Verzweiflung oder an missbräuchliche Vorkommnisse wecken.

Ausdrückliche Fürsorge Die Pflege begründen / erklären

Hintergrund:

Kognitiv eingeschränkte, abgelenkte oder depressive Patienten erkennen nicht immer, dass die Mitarbeiter auf ihrer Seite stehen und ein echtes Interesse an ihrer Genesung und Entlassung haben. Sie haben Schwierigkeiten, die Zeichen für dieses Mitgefühl und diese Fürsorge zu erkennen, zu verstehen und zu verinnerlichen. Wenn man diese Sorge um das Wohl des Patienten und die Fürsorge ausdrücklicher vermittelt, dürfte es ihnen verständlicher werden.

 

Darüber hinaus wissen wir zwei Dinge.

Erstens: Eine solche positive Haltung der Mitarbeiter gegenüber den Patienten sorgt für weniger Konflikte.

Zweitens: Je länger man bestimmte gewünschte positive Emotionen bewusst betont, umso mehr empfindet man sie später tatsächlich auch so.

 

Durch das Zusammenspiel dieser beiden Faktoren wird die Häufigkeit von Konflikten reduziert.

 

Beschreibung:

Kleine Gesten, die einen großen Unterschied machen. Beenden Sie jeden Kontakt mit Patienten mit einem Ausdruck von Fürsorge, Interesse und Wärme, die echt wirken sollten.

 

Jede Pflegeperson muss ihren ganz eigenen Weg für dieses Herangehen finden. Dazu gehören könnte: ein warmes Lächeln, Blickkontakt, ein fürsorglicher Gesichtsausdruck, ermutigende Worte wie z. B. „ich werde an Sie denken“ oder „ich werde einen Weg finden, um Ihnen zu helfen“. Wofür auch immer sich die einzelnen Mitarbeiter entscheiden: Es sollte dem eigenen Stil zwischenmenschlicher Beziehungen entsprechen, etwas ausdrucksstärker als sonst sein und bei allen Patienten angewendet werden, besonders bei jenen, zu denen man kein gutes Verhältnis hat oder die unbeliebt sind.

Kleine Aufmerksamkeiten

Hintergrund:

Als um die Patienten bemühtes Personal sollten wir immer nett zu ihnen sein.

Ein freundlicher Umgangston gehört fest zu unserem professionellen Repertoire und unserem Arbeitsalltag. Wenn es hektisch wird, was in akutpsychiatrischen Kliniken an der Tagesordnung ist, geht die Freundlichkeit schon mal verloren.

 

Außerdem werden wir für unsere Arbeit bezahlt, was den Patienten ebenfalls bewusst ist. Dieses „Dafür-bezahlt-werden“ steht im Grunde genommen für das genaue Gegenteil von dem, was Freundlichkeit sein sollte, nämlich eine Wertschätzung des Patienten.

Unsere Kollegen werden oft noch mehr vernachlässigt, und wir zeigen ihnen nicht genug, wie sehr wie sie schätzen. Mit dieser Initiative wollen wir einen Weg aufzeigen, um Patienten und Kollegen unser echtes Interesse an ihnen zu vermitteln.

 

Beschreibung:

Jedes Teammitglied erbringt jede Woche mindestens zwei kleine Aufmerksamkeiten, eine für Patienten, eine für Kollegen. Dabei geht es darum, etwas zu tun, was über das Notwendige hinausgeht, etwas, was Sie nicht unbedingt hätten tun müssen, also sozusagen „eins draufsetzen“. Kleine Aufmerksamkeiten können sein: anderen beim Suchen zu helfen, ihnen etwas von außerhalb zu besorgen, Informationen für sie zu finden, etwas mehr Zeit mit ihnen zu verbringen, ihnen eine Kleinigkeit mitzubringen (Obst, Kekse, selbstgebackenen Kuchen ...) usw.

Momente der Selbstfürsorge

Hintergrund:

Auf akutpsychiatrischen Stationen geht es oft hektisch zu. Die Routinearbeit ist aufwendig, das Telefon klingelt ununterbrochen, die Patienten stehen Schlange mit Fragen und Wünschen. Medikamente müssen ausgegeben, Mahlzeiten serviert, Aufgaben erfüllt und neue Patienten aufgenommen werden. In diesem turbulenten Arbeitsumfeld bleibt oft keine Zeit, über die Auswirkungen der Arbeit auf unseren Körper und unsere Psyche nachzudenken, ebenso wenig wie über unsere Gefühle in Bezug auf das Verhalten der Patienten um uns herum.

 

Sich dieser Folgen nicht bewusst zu sein, macht uns anfällig für emotional gesteuerte Reaktionen, die wir gar nicht in uns vermutet hätten, und die wir auch gar nicht als wünschenswert empfinden oder in einem anderen Gefühlszustand ganz anders umgesetzt hätten. Diese Maßnahme soll uns etwas Zeit geben, unsere emotionale Reaktion auf das Verhalten der Patienten strukturiert zu durchdenken, um dadurch unser Repertoire zu vergrößern, wie wir rational mit ihnen umgehen können.

 

Beschreibung:

Jedes Teammitglied verabredet mit den anderen Schichtkollegen 10 Minuten in jeder Schicht, um sich alleine in einen Raum zurückzuziehen.

 

Während dieser Zeit sollten die Mitarbeiter:

·         tief durchatmen und ein paar Entspannungsübungen machen;

·         die bisherige Schicht rekapitulieren und darüber nachdenken, ob ein bestimmtes Patientenverhalten bei einem Angst, Frustration oder Gereiztheit ausgelöst hat, selbst in kleinstem Maße; dann sollte man über neue Wege nachdenken, wie man positiv auf diese Patienten und ihr Verhalten reagieren könnte - und seine von negativen Gefühlen geleitete Reaktion loslassen;

·         sich genau ansehen, welche der aktuellen Patienten sie am wenigsten mögen und warum, sowie herauszufinden versuchen, ob sie diese Patienten auf irgendeine Art besser verstehen und dementsprechend als liebenswerter ansehen können.

 

Weitere Denkanstöße könnten sein:

·         Über jeden Patienten auf der Station nachdenken.

·         Höre ich ihnen wirklich zu, sehe ich sie an, ist mir ihr Zustand wirklich bewusst, ihre Körpersprache, ihr Tonfall, ihre vordergründige Laune?

·         Kümmere ich mich um sie oder sind sie zu Objekten geworden, zu einem Gegenstand auf der Station?

·         Sehe ich sie nur oder nehme ich sie wirklich als Menschen wahr?

·         Mit wem habe ich heute noch gar nicht geredet?

·         Wen habe ich überhaupt nicht gesehen?

·         Kenne ich die Namen aller Patienten, die derzeit auf der Station sind, könnte ich sie auflisten?

Wenn Sie sich dazu entscheiden eine dieser Interventionen einzuführen teilen zu uns bitte Ihre Erfahrungen über das Forum mit.